Neben anderen Vitaminen leistet das Spurenelement Selen einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Zellen vor oxidativem Stress und freien Radikalen. Oxidativer Stress spielt wiederum eine zentrale Rolle bei der Entstehung von verschiedenen chronischen Krankheiten, Tumoren und Krebs[1]. Deshalb könnte es sehr wichtig sein, auf einen ausreichenden Selenspiegel im Körper zu achten und einen bestehenden Selenmangel auszugleichen. In diesem Ratgeber beantworten wir alle Fragen rund um die Wirkung von Selen bei Krebs und Tumorzellen und auch zur Aufnahme von Selen während der Chemotherapie.
Table of Contents
Welche Wirkung hat das Spurenelement Selen bei Tumorzellen?
Die meisten Studien, die die Wirkung von dem Spurenelement Selen auf Tumorzellen untersucht haben, wurden entweder in Vitro oder an Mäusen durchgeführt und sind daher schlecht auf den Menschen übertragbar[2]. Bei In Vitro Versuchen auf dem zellulären Level konnte zwar in einer Studie Selen das Wachstum der Tumorzellen hemmen, bei einer zusätzlichen Selengabe bei Mäusen wurde allerdings keine Wirkung auf das Tumorwachstum nachgewiesen[3]. Deshalb ist es fraglich, ob Selen bei Krebs bei Menschen tatsächlich helfen könnte. Denn bisher konnte kein positives Ergebnis zur Wirkung von Selen bei Krebs in Studien nachgewiesen werden.
Hilft Selen gegen Krebs?
Bei einer umfassenden Untersuchung der aktuellen Studien im Jahr 2018 konnte nicht festgestellt werden, dass die Einnahme von zusätzlichem Selen gegen Krebs hilft[4]. Dennoch ist eine ausreichende Selenversorgung wichtig, um die Zellen vor oxidativem Stress und freien Radikalen zu schützen. Denn oxidativer Stress ist einer der Faktoren, die die Entstehung chronischer Erkrankungen, Tumoren und Krebserkrankungen begünstigen und somit das Krebsrisiko erhöhen könnten[5]. Bei einem Mangel könnte die Gabe von Selen bei Krebs möglicherweise positiv wirken. Dafür sind allerdings weitere Untersuchungen und Beobachtungsstudien nötig, um einen Zusammenhang nachzuweisen.
Welche Wirkung hat Selen bei Brustkrebs?
In einer Studie wurde festgestellt, dass eine optimale Versorgung mit dem Spurenelement Selen dazu beitragen könnte, die Mortalität bei Krebspatienten, die an Brustkrebs erkrankt sind, zu senken[6]. In einer weiteren Studie konnte bei Frauen mit hohem Selengehalt im Körper und einer guten Selenversorgung ein positiver Effekt, ebenfalls eine niedrigere Sterblichkeit, nachgewiesen werden als bei Frauen, die einen niedrigen Selenspiegel und einen Selenmangel hatten[6]. Die Selengabe über Selenpräparate hatte allerdings grundsätzlich keine Auswirkungen auf das Risiko darauf, ob die Frauen Krebs entwickeln[6].
Hilft Selen während der Chemotherapie?
Bei einer Chemotherapie (Strahlentherapie) wird häufig von der gleichzeitigen Einnahme von Antioxidantien abgeraten[7]. Die Gabe von Selen während der Chemotherapie (z. B. über hochwertige Nahrungsergänzungsmittel) könnte allerdings dabei helfen, die Nebenwirkungen der Strahlentherapie abzumildern, was dazu führen könnte, dass durch Selen in der Krebstherapie die Strahlentherapie besser von den Krebspatienten vertragen wird[7][8]. Aktuell gibt es allerdings noch keine Ergebnisse dazu, welche Dosierung sich am besten dafür eignet[8]. Ein Selenmangel sollte jedoch unabhängig davon immer ausgeglichen werden.
Ist Selen krebserregend?
Selen kann in sehr hohen Dosen eine Selenvergiftung (Selenosis) auslösen und eine Überdosierung des Spurenelements hat einige negative Effekte[9]. Das Risiko einer Überdosierung ist bei hochdosierten Selenpräparaten höher als bei selenreichen Lebensmitteln. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gibt eine tägliche verträgliche Höchstmenge von 300 Mikrogramm an[10]. In einer Studie konnte sogar eine negative Wirkung von Selen bei Krebs nachgewiesen werden. In der Studie wurde bei der Einnahme von Selen in sehr hohen Dosen über Nahrungsergänzungsmittel eine Erhöhung des Risikos, an Prostatakrebs zu erkranken, festgestellt[11]. Allerdings gibt es aktuell keine Hinweise darauf, dass das Spurenelement Selen krebserregend wirkt, wenn die empfohlene verträgliche Höchstmenge eingehalten wird.
Fazit: Könnte die Einnahme von Selen bei Krebs helfen?
Eine positive Wirkung von Selen bei Krebs basiert meist auf Studien, die nur unter Laborbedingungen und auf dem zellulären Level durchgeführt wurden (In Vitro). Aufgrund der Rolle von Selen als Teil des antioxidativem Systems und dem Beitrag zu einer normalen Funktion des Immunsystems sollte allerdings darauf geachtet werden, dass kein Selenmangel im Körper besteht. Am besten ist eine ausreichende Aufnahme von Selen durch eine gesunde Ernährung mit genug Selen über Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel mit Natriumselenit. Es ist oft schwer, die Symptome eines Selenmangels zu erkennen, deshalb empfehlen wir unseren Ratgeber „Selen Mangel Symptome erkennen“.
Allerdings ist es erwähnenswert, dass Selen die Nebenwirkungen der Chemotherapie reduzieren könnte. Dazu sind weitere Studien und Beobachtungsstudien, auch Human-Studien mit Krebspatienten, zu den Effekten von Selen und der Krebsvorsorge nötig. Nur so kann ein möglicher Nutzen zur Anwendung von Selen zum Krebsschutz oder auf dem Gebiet der Onkologie umfassend erforscht werden, da die Ergebnisse aktueller Studien nicht aussagekräftig genug sind. Deshalb wird aktuell eine Gabe von Selen über den normalen Bedarf hinaus in der Onkologie auch nicht empfohlen[1].
Quellen
[1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2990475/
[3] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22808362/
[4] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6491296/
[5] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2990475/
[6] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32378183/
[7] https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2005/daz-33-2005/uid-14447
[8] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6214079/
[9] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/377/dokumente/selen.pdf
[10] https://www.efsa.europa.eu/sites/default/files/efsa_rep/blobserver_assets/ndatolerableuil.pdf
[12] https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2002/daz-22-2002/uid-7779
